Wellhornschnecke - eine geduldige Jägerin

Kennen Sie das? Wenn Sie sich ein Schneckenhaus ans Ohr halten, hören Sie (angeblich) das Meer rauschen. Wer an den Stränden der Nord- oder Ostsee ein Schneckenhaus gefunden hat, das dafür groß genug ist, stammt es mit hoher Wahrscheinlichkeit von einer Wellhornschnecke. Leider sind sie immer seltener zu finden.

Wellhornschnecke auf der Jagd  (Rainer Borcherding)

Die Wellhornschnecke ist die größte Meeresschnecke in unseren Breiten. Das Gehäuse kann bis zu zwölf Zentimeter hoch werden. Die wellenförmig geschwungenen Wachstumsringe des Hauses, das nach oben spitz zuläuft, haben der Schnecke den Namen gegeben. Die Farbe ist oft nicht ganz klar zu bestimmen - grau, braun oder gelblich-weiß. Es sind viele Schattierungen vorhanden. Oft sitzen auch Seepocken auf der Schale. Die Schnecke ist wiederum weiß mit schwarzen Flecken. Am Kopf hat sie zwei Fühler, über denen ein Atemrohr (der Sipho) aus dem Gehäuse ragt.

Lohn für langes Warten

Fressen und gefressen werden - für die Wellhornschnecke gilt beides. Sie steht auf dem Speiseplan von Seevögeln wie Möwe oder Austernfischer, ebenso wie von größeren Krebsen und Seesternen. In manchen Ländern werden sie außerdem gelegentlich auf dem Menü von Restaurants angeboten, etwa in Frankreich. Die große Meeresschnecke selbst ist aber auch ein Fleischfresser und futtert gerne Würmer, Krebse, Muscheln und andere Weichtiere.

Sie ist eine geduldige Jägerin. Muscheln lauert sie auf und wartet, bis diese ihre Schale öffnen. Das kann dauern, da Muscheln vorsichtig sind. Doch da sie zum Atmen ihre Schale einen Spalt breit öffnen müssen, können sie nicht ewig geschlossen bleiben. So wird langes Warten der Schnecken oft belohnt. Hat die Muschel einen Spalt ihrer Schale geöffnet, schiebt die Schnecke schnell einen Teil ihres Schalenrands hinein, um ein erneutes Schließen zu verhindern. Durch diese Öffnung kann sie dann ihren Rüssel mit Raspelzunge in die Muschelschale schieben, den Schließmuskel durchtrennen und das Innere verzehren.

Das Leben beginnt im Paket

Die faustgroßen Eierpakete sind als Strandgut zu finden – aber leider immer seltener.  (Ivonne Wierink / via canva.com)

Die Wellhornschnecke ist getrennt geschlechtlich. Das Weibchen legt nach der Befruchtung abhängig von der Wassertemperatur im Spätwinter oder Frühjahr ihre Eier paketweise ab. Die Eierpakete bestehen aus vielen kleinen Kapseln oder Blasen, von denen allerdings nur etwa ein Prozent entwicklungsfähige Schnecken-Embryonen enthalten. Die anderen dienen als Schutz vor Fressfeinden und später als Futter für die geschlüpften Jung-Schnecken.

Die Blasenpakete werden von dem Schnecken-Weibchen an feste Gegenstände im Meer geklebt, etwa an Steine. Nach ein paar Monaten schlüpfen die kleinen Jungschnecken und fressen sich durch das Kapseldickicht nach draußen. Übrig bleiben weißliche, pergamentartige Reste des Laichpakets, die oft an Stränden zu finden sind.

Unfruchtbar durch Gift

Im Spülsaum sind die großen Gehäuse deutlich zu erkennen.  (Rainer Borcherding)

Diese Laichpakete sind genauso wie die Schalen aber leider immer seltener unter den Strandfunden. Die Wellhornschnecke ist in Küstennähe selten geworden und in der südlichen Nordsee kaum noch aufzufinden. Der Grund ist das Gift Tributylzinn aus Schiffsanstrichen, das sich im küstennahen Wasser verbreitet hat, hormonell wirkt und weibliche Schnecken unfruchtbar werden lässt. Im offenen Meer, wo das Wasser tiefer und das Gift deshalb nicht so konzentriert ist, gibt es die Wellhornschnecken aber noch.

Durch verschiedene Eingriffe wie das Einbringen von Schadstoffen, durch Überdüngung oder Bebauung, beeinflussen wir das Leben der Bewohnerinnen der Küstengewässer. Um die Wellhornschnecke weiterhin zu entdecken und als wichtigen Bestandteil des Lebensraum Watt zu erhalten, setzt sich der BUND für ein zukunftsfähigen Küstenschutz ein. Es geht um den Erhalt natürlicher Lebensräume, der Reduzierung von Schad- und Nährstoffbelastung und das Ende der Vermüllung unserer Meere.

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