Eidechsen: flinke Sonnenanbeter

03. Juni 2024 | Naturschutz

Eine Eidechse zu Gesicht zu bekommen ist nicht leicht – kaum hat man sie erspäht, bringt sie sich flugs in Sicherheit vor vermeintlichen Fressfeinden.

Bergeidechse; Foto: Wolfgang Willner / BUND Bergeidechse  (Wolfgang Willner / BUND)

Von den weltweit 370 bekannten Eidechsenarten leben fünf Arten in Deutschland. Bis auf die Waldeidechse sind alle Arten mittlerweile gefährdet: Die Zauneidechse (Lacerta agilis), die Westliche (Lacerta bilineata) und Östliche Smaragdeidechse (Lacerta viridis), die Mauereidechse (Podarcis muralis) und die Waldeidechse (Zootoca vivipara). Im Süden Deutschlands leben mehr Eidechsen als im Norden. Wegen ihrer schuppigen Haut werden die agilen Tiere auch Schuppenkriechtiere genannt.

Wärmeliebende Reptilien

Die wechselwarmen Reptilien können ihre Körpertemperatur nicht selber regulieren. Sie benötigen Sonne, um in Bewegung zu kommen und auf Beutefang zu gehen. Daher sieht man sie häufig auf Steinen sitzen und sich sonnen. Zudem erhitzen sich die Steine und geben die Wärmestrahlung wieder ab. Eidechsen bewohnen vorwiegend trockene Lebensräume. Dort machen sie Jagd auf Insekten, fressen aber auch Würmer, Larven und Schnecken und hin und wieder Früchte und Samen.

Die männlichen Eidechsen sind meist auffälliger gefärbt als die Weibchen (Geschlechtsdimorphismus). Die Paarungszeit beginnt bei den meisten Arten im April oder Mai und endet im Juni. Die meisten Eidechsenarten legen Eier in selbstgegrabene Erdlöcher oder -gänge und lassen sie von der Sonne ausbrüten. Im August schlüpfen die Jungtiere. Nur wenige Arten sind lebendgebärend, wie die Waldeidechse.

Eidechsen: Tagaktive Tiere

Die tagaktiven Tiere lieben strukturreiche Landschaften, in denen sie Verstecke und sonnige Plätze finden. Man findet sie daher oft an Wald- und Feldrändern, aber auch am Wegesrand, in naturnahen Gärten und Parkanlagen, entlang von Hecken, Bahntrassen und an Zäunen. Dort versteckt sie sich gern in Erdlöchern, unter Stein- und Holzhaufen oder in Felsspalten. Als Unterschlupf dienen auch Gebüsche, ausgefaulte Baumstümpfe, Baumhöhlen, Rindenspalten oder Laubhaufen. Da Eidechsen ihre Eier gern in sandigen Bereichen ablegen, findet man sie oft entlang von Bahngleisen. Bei Bauvorhaben werden die Tiere aufwendig umgesiedelt. Bebauung und intensive Landwirtschaft vernichtet den Lebensraum der Eidechsen.

Eidechsen in Winterstarre

Zwischen März und August sind die Männchen aktiv, die Weibchen verlassen erst später ihr Winterquartier, um sich im September wieder in ihren Erdhöhlen zu verkriechen. Jungtiere bleiben am längsten aktiv. Den Winter überdauernd Eidechsen an frostfreien Orten, zum Beispiel in selbstgegrabenen Erdhöhlen. Im Garten überwintern sie auch hin und wieder im Kompost.

Da die Eidechsen ihre Körpertemperatur der Umgebungstemperatur anpassen, verfallen sie im Winter in die sogenannte Kältestarre oder Winterstarre. Bei Minustemperaturen erfrieren die Tiere, um im Frühling bei steigenden Temperaturen wieder zu erwachen.

Schwanz-Abwerfen der Eidechse

Eine Besonderheit der Eidechse ist ihr Schwanz. Dieser kann an bestimmten Sollbruchstellen abgeworfen werden und später nachwachsen. Dies hat den Vorteil, dass der zappelnde Schwanz die Fressfeinde ablenkt, während die Eidechse in ihr Versteck entschwinden kann.

Die natürlichen Feinde aller Eidechsen sind Vögel, vor allem Greif- und Rabenvögel sowie Marder, Igel und Wildschweine. Auch Hauskatzen machen ab und an Jagd auf Eidechsen. Dachse fressen gern die Eier der Reptilien.

Zauneidechse

Eine in Europa und dem nordwestlichen Teilen Asiens weit verbreitete Art ist die Zauneidechse (Lacerta agilis). Sie gehört zur Gattung der Smaragdeidechsen. Das leiterartige Zeichenmuster auf dem Rücken ist typisch für die Art. Ihre Färbung ist sehr variabel. Mit ihrer auffälligen Musterung aus Punkten und feinen weißen Linien lässt sie sich besonders gut von den anderen Eidechsenarten unterschieden. Zudem wirkt sie plumper und kräftiger. Sie erreicht eine Körperlänge von bis zu 24 Zentimetern. Sie steht auf der roten Liste gefährdeter Arten und gilt in den meisten Bundesländern bereits als gefährdet oder stark gefährdet.

Mauereidechse

Die Mauereidechse (Podarcis muralis) ist ein flinker Kletterer und besiedelt Felswände, Mauer- und Geröllflächen, in deren Spalten sie Unterschlupf vor der Mittagshitze oder der Kälte in der Nacht sucht. Als Kulturfolger lebt sie auch in Weinbergen oder an Bahngleisen und in Siedlungen. Der lange Schwanz (doppelt so lang wie die Kopf-Rumpf-Länge) dient der Mauereidechse als Kletterhilfe. Die Mauereidechse ist graubraun gefärbt und kann bis zu 25 Zentimeter lang werden. Es gibt aber noch zahlreiche Unterarten, die abweichende Färbungen besitzen. Das natürliche Verbreitungsgebiet der Mauereidechse erstreckt sich über die südwestlichen Teile Deutschlands. Man begegnet ihr in den Weinanbaugebieten in Rheinland-Pflanz und auch in Baden-Württemberg. In diesen Regionen bevorzugt sie die Hanglagen an den Flüssen Rhein, Neckar, Mosel, Nahe, Lahn, Rur und Ahr. Auch in Hessen und im Saarland kommen Populationen der Art vor. In Nordreihn-Westfalen lebt sie im Rheintal bei Bonn und in der Eifel. Die Mauereidechse wurde aber auch in andere Regionen verschleppt und angesiedelt. Die Art profitiert vom Klimawandel und konnte sich in Deutschland ausbreiten. Sie gilt nicht als vom Aussterben bedroht. Nach der FFH-Richtlinie der EU ist die Mauereidechse streng geschützt. Die Art steht auf der Vorwarnliste der Roten Liste. Für ihren Schutz ist die Sicherung ihrer Lebensräume ausschlaggebend.

Waldeidechse

Die zierliche Waldeidechse (Zootoca vivipara), auch Berg- oder Mooreidechse genannt, bevorzugt feuchtere Lebensräume als die anderen Eidechsenarten. Wie ihr Name schon vermuten lässt, lebt sie in Wäldern. Sie besiedelt aber auch Moore und Heidelandschaften. Die braun-beige gefärbte Waldeidechse mit mehr oder weniger stark ausgeprägten hellen und dunklen Flecken ist mit etwa 18 Zentimeter die kleinste unter den heimischen Arten. Im Unterschied zu den anderen Eidechsenarten bringen Waldeidechsen ihre Jungtiere im voll entwickelten Zustand lebend zur Welt. Dies verschaffte ihnen den Vorteil, sich auch in kältere nördliche Gebiete auszubreiten, denn sie müssen keine Eier durch die Wärme der Sonne ausbrüten lassen. Ihr Verbreitungsgebiet ist riesig. Es reicht über Nord- und Mitteleuropa über Nord-Asien bis zum Pazifik.  Bei Gefahr kann sie sogar in Gewässern abtauchen. Auch die Waldeidechse steht auf der Vorwarnliste der Roten Liste. Der Verlust kleinflächiger Habitate mit überlebenswichtigen Strukturen führt zum Verschwinden der Art.

Smaragdeidechse

Eine der farbenprächtigsten Eidechsenarten ist hierzulande die Smaragdeidechse. Man unterscheidet zwei Unterarten: Die westlich und die östliche Smaragdeidechse. Äußerlich sind die beiden Arten im Erwachsenenalter kaum voneinander zu unterscheiden. Beide sind smaragd- bis dunkelgrün gefärbt mit schwarzbraunen Punkten oder Streifen. Nur als frisch geschlüpfte Jungtiere kann man sie an ihrer Färbung zuordnen: Die östliche Art ist komplett braun gefärbt, die westliche Art besitzt bereits eine grüne Kopfunterseite. Die Smaragdeidechse ist eine der seltensten Eidechsen, die man in Deutschland beobachten kann und sie ist stark gefährdet. Bis zu 40 Zentimeter groß werden die Echsen und sind damit die größte Eidechsenart in Deutschland. Kopf, Kehle und Hälse der Männchen sind in der Paarungszeit blau bis türkis gefärbt. Die Smaragdeidechse ist stark gefährdet und steht auf der Roten Liste. Eingriffe und Veränderungen in ihren Lebensraum bedrohen die Eidechsenart. Sie sind vor allem durch Flurbereinigungen und Hangsicherungen in Weinberglagen, durch den Verlust von Trockenmauern, Felsbereichen, Böschungen sowie durch Baumaßnahmen und Braunkohletagebau, aber auch durch die Überwucherung und dadurch entstehende Beschattung ihrer Habitate bedroht. Um die Smaragdeidechse zu schützen sind aufwendige und kostspielige Pflegemaßnahmen ihrer Lebensräume notwendig.

Westliche Smaragdeidechse

Die Westliche Smaragdeidechse (Lacerta bilineata) liebt die Wärme und lebt nur in Südwestdeutschland, insbesondere an den Weinbergen in Rheinland-Pfalz (Mittelrhein-, unteres Mosel- und Nahetal), Hessen (Lahntal) und in Baden-Württemberg (Oberrheintal im Bereich des Kaiserstuhls und des Tunibergs). Sie ist recht anspruchsvoll an ihren Lebensraum und benötigt ein großes strukturreiches Areal mit Böschungen, Felsen und Trockenmauern.

Östliche Smaragdeidechse

Die Östliche Smaragdeidechse (Lacerta viridis) lebt in Bayern bei Passau an der Donau und im südlichen Brandenburg. Dort besiedelt sie sonnige Steilhänge und Halbtrockenrasen bzw. karge Sandböden an Böschungen, Straßen und Wegesrändern sowie am Rand von Kiefernforsten. Kleinstrukturen wie Trockenmauern, Holz- und Legesteinhaufen, Baumstümpfe und dichte Gebüsche werden als Unterschlupf und zum Sonnen genutzt. Wenn es der Smaragdeidechse gut geht, ist dies ein sicheres Zeichen dafür, dass auch günstige Lebensbedingungen für andere gefährdete Tiere und Pflanzen vorliegen.

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